Inhaltsverzeichnis
Heute geht es in die Berge, um wilden Lavendel zu ernten. Dazu begeben wir uns in die höher gelegene Region hinter Rustrel und Simiande-la-Rotonde im Luberongebirge.
Wie wird wilder Lavendel in den Bergen geerntet?
Welche Lavendelblüten sollen gepflückt werden?
Im Schatten der Bäume erklärt uns Nicolas wie wir so schonend als möglich für die Pflanze den wildwachsenden Lavendel ernten sollen.
Qualitätsmerkmale für eine gute Ernte des wilden Berglavendel
Besonderes Augenmerk soll auf die Blütenrispe bei der Ernte gelegt werden. Es ist wichtig, dass mindestens fünfzig Prozent der Lavendelblütenrispe bereits geöffnet ist. Besser ist es, wenn noch mehr Rispen in den vollen Blüten stehen. Die Blüte darf auch bereits etwas verblüht sein. Nur diese Lavendelblüten ergeben in der Destillation eine hohe Qualität des ätherischen Öls des Wildlavendel. Da echter Lavendel zu unterschiedlichen Zeiten blühen, können einige Rispen noch geschlossen sein, während andere bereits verblüht sind.
Es ist ebenso von Bedeutung, nur einige blühende Rispen der Pflanze zu ernten und den Großteil „ausblühen“ zu lassen, wie die Lavendelpflücker es nennen. So wird gewährleistet, dass sich der wilde Lavendel durch Selbstaussaat weiterhin vermehren kann und in der Region erhalten bleibt. Für die Pflanze selbst ist es wesentlich, dass diese direkt unterhalb der Blüte beschnitten wird und die Blätter stehen bleiben. So kann die Pflanze in ihrer Kraft erhalten bleiben und nimmt durch die Ernte keinen Schaden.
Neben wilden Lavendel kann es vorkommen, dass auch wildwachsendes Lavandin gefunden wird.
Wie erkennen wir den Unterschied?
Das ist ziemlich einfach, auch wenn viele das jetzt nicht glauben wollen. Nicolas humorvolle Erklärung, ist die beste, ich jemals gehört habe und beschreibt es so:
„Das Lavandin ist das Kind des echten Lavendels (lavendula angustifolia) und dem Speiklavendel (Lavendula latifolia).
Was benötigt ein Kind?
Richtig!
Zwei Arme, um sich bei Mama und Papa auch festhalten zu können.“
Während also Mama Lavendel keine Seitentriebe hat, hat das Lavandin ein bis zwei Seitenarme und kann so sehr einfach vom echten Lavendel unterschieden werden.
Wildlavendelernte
Ausgerüstet mit einer professionellen Pflanzenschere und einem Erntesack bewegen wir uns achtsam aufwärts durch Gebüsch und Bäume. Immer wieder gibt es kleinere und größere Lichtungen mit steinigem Boden. Auf diesen wächst der wilde Lavendel am liebsten. Wir erfreuen uns über die ersten geernteten Blüten. Der Erntesack beginnt sich immer mehr zu füllen, während wir weiterwandern. Dabei wird geplaudert und viel gelacht. Ein zarter Lavendelduft umhüllt auch uns. Diese sonnenverwöhnte Bergregion scheint nur nach Lavendel zu duften. Viele andere blühende Kräuter wie Johanniskraut und Muskatellersalbei entdecken wir in ihrer Blütenpracht. Es ist genau die richtige Jahreszeit hier in den Bergen Kräuter zu sammeln. Bei uns geht es heute jedoch ausschließlich um den wilden Berglavendel. Um die Mittagszeit erreichen wir die Anhöhe, wo es auch ein neu angelegtes Lavendelfeld gibt. Zarte Pflanzen sind bereits gesetzt. Die erste Ernte wird es hier erst in zwei Jahren geben. Am Waldrand genießen wir unsere wohlverdiente Mittagszeit. Nach und nach kommen alle Pflücker*innen an diesen besonderen Platz und schütteln ihre Erntesäcke auf einer großen Decke aus. So kann der Lavendel antrocknen. Wir erfreuen uns der schmackhaften französische, Feldküche dieser Bauern. Das Dessert ist ein süßer Traum von hiesigen Tartes. Dazu gibt es einen wunderschönen Weitblick in die Region.
Bienenforschung
Nach einer erholsamen Siesta treffen wir Dr. Joseph Wilson, Assistenzprofessor an der Oregon State University. Er widmet sich der Bienenforschung und ist einer der Autoren vom wunderbaren Buch: „The Bees in your Backyard“. Ein sehr aktuelles und brisantes Thema der heutigen Zeit. Dr. Wilson erzählt uns über die enorm vielen Bienensorten dieser Erde, die heute noch kaum erforscht sind und doch sind sie sehr wichtig für unseren Planeten. Die Honigbienen sind uns alle wohlbekannt und haben doch nur einen sehr geringen Anteil an Bienenvölker. Wir erfahren über Bienen, die einzeln in der Erde leben und wie wir diese unterstützen können ihren Lebensraum zu behalten. Nur ohne Pestizide wird dies auf Dauer möglich sein. Ein Insektenhaus im Hinterhof kann unterstützend auch bei uns zu Hause sein. Dr. Wilson und sein Team forschen in diesem Sommer hier in der Haute Provence, wo diese Bauern die Voraussetzungen für ein Leben der Bienen optimal gewährleisten.
Destillation Wildlavendel
Am späten Nachmittag treffen wir uns in einem typisch provenzalischen Bauernhof. „La Fontaine“ ist ein außergewöhnlicher Ort und liegt am Fuße von Simiane-la-Rotonde in wunderschöner stiller Natur. Die Besitzer betreiben ein kleines B&B und bieten Raum für besondere Veranstaltungen. Die französische Küche entpuppt sich als Table d´hôte, die einem Sternerestaurant würdig ist. Doch bevor wir uns dem kulinarischen Teil des Abends widmen, wollen wir unseren wilden Berglavendel destillieren. Dazu haben Nicolas und sein Team eine kleine „einfache Destille“ mitgebracht.
In einfachen Schritten können wir nun gemeinsam den Destillationsprozess verfolgen. Als erstes wird der duftende und angetrocknete Lavendel in den Topf gefüllt. Dieser ähnelt einem Dampfdruckkochtopf. Er wird mit dem Dichtungsring gut verschlossen. Nun wird Schritt für Schritt die Destille zusammengebaut und mit dem Wasseranschluss versorgt. Auf einer einfachen Herdplatte wird die Destille erwärmt und der Destillationsvorgang startet. Schon nach geraumer Zeit sehen wir in den Glasrohren wie Hydrolat und ätherisches Öl aufsteigen und es beginnt zu duften. Nicolas füllt das gewonnene ätherische Öl in einen hitzebeständigen Griffin Becher und lässt diesen Glasbecher von Nase zu Nase wandern.
Lavendelduft
Wir haben es geschafft!
Wir haben den Geist der Pflanze eingefangen.
Dieser frisch destillierte Lavendel duftet noch „grün“. Der „grüne Duft“ wird sich in der nächsten Zeit verlieren. Unser Berglavendelöl duftet angenehm frisch mit der üblichen balsamisch-süßen Duftnote eines Lavendels, welche noch etwas im Hintergrund ist. Insgesamt ist diese Duftnote etwas herber als ich es sonst vom Lavendelöl kenne. Er erinnert mich an den wunderschönen Tag in den Bergen des Luberon Gebirges. Ich bin wie verzaubert von der Magie dieses Duftes. Dieser Geist der Pflanze hat eine neue Duftnote in meinem Duftgedächtnis abgelegt.
Du möchtest wissen, warum es wertvoll ist sich ein Duftgedächtnis aufzubauen und wie das funktioniert, dann kannst du dies in meinem Onlinekurs „Transformationscoach mit der Tausch-Methode“ erlernen.
Erfüllt von so viele Eindrücken an diesem Tag, lassen wir uns nun verwöhnen von einem französischen Abendmenu im „La Fontaine“. Der Besitzer hat für uns auch seinen „Pizzaofen“ angeworfen und verzaubert uns mit seinen speziellen Kreationen. Er erklärt uns, dass alles hier von den Bauern im Ort sei und erzählt uns vom Einkorn, dass hier angebaut wird. Einkorn ist eine Getreideform mit nur zwölf Chromosomen und somit von den Getreidesorten Dinkel, Einkorn und Weizen, das am verträglichsten und vor allem auch leicht verdaulich. Wir lassen es uns einfach nur schmecken…
Nicolas überrascht uns zu später Stunde noch einmal an diesem besonderen Tag. Er hat das gewonnene ätherische Berglavendelöl für uns in Minifläschchen abgefüllt und so können wir diesen grün duftenden Berglavendel auch mit nach Hause nehmen. Es ist eine Möglichkeit mehr die Entfaltung eines Duftes verfolgen zu können.
Morgen geht unsere Duftreise weiter. Wir haben hierzulande Muskatellersalbei entdeckt und wollen diesen Spuren folgen.
Dufte Grüße Barbara