Und wieder erwartet uns ein strahlender Morgen im Luberongebirge. Die Provence inszeniert sich auch heute in einem fortwährenden sinnesreichen Erlebnis.
Inhaltsverzeichnis
Hören, riechen, schmecken, sehen …
Der Muskatellersalbei präsentiert sich in wunderschönen Blütenfarben von einem zarten Rosa über Lila bis Magenta und Violett. Es ist ein zartes Farbenspiel innerhalb einer Blüte. Das sich im Wind bewegende prachtvolle Blütenmeer des Muskatellersalbeis, unterstreicht diese abwechslungsreiche Farbenpracht harmonisch mit der umliegenden Natur. Es ist ein bildhübscher Anblick in dieser grünen Landschaft der Berge mit diesem zartrosa blühenden Feld in den sonnigen Morgenstunden.
Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten tummeln sich von Blüte zu Blüte und saugen den süßen Nektar aus den wunderschönen Lippenblüten auf. Auch wir nehmen den feinen süßlichen Duft wahr, der sich durch die Sonnenstrahlen fein auszubreiten scheint. Es ist ein morgendliches Dufterlebnis, welches sich hier für uns präsentiert.
Ernte
Der Muskatellersalbei ist reif für die Ernte. Michel, einer der Farmer, den wir heute treffen, erzählt inbrünstig vom Liebling seiner Pflanzen. Er baut neunzig Prozent des Muskatellersalbei für die Gewinnung des sehr geschätzten ätherischen Öles an. Bio versteht sich von selbst, wie er meint. Er ist überzeugt, dass diese neue Einstellung der jungen Generation von Farmern hierzulande zukunftsweisend ist. Es darf ein Miteinander der Menschen mit der Natur sein. Die Kooperation der Bauern sei ebenso einzigartig hier und von großem Wert, da ein kleiner Bauer in dieser abgelegenen Gegend ansonsten kaum von seiner Landwirtschaft leben könne.
Neben Einkorn, Lavendel und Lavandin bauen die Landwirte hier auch gerne Muskatellersalbei an. Der größte Teil der Ernte wird als ätherisches Öl im Wasserdampfdestillationsverfahren weiterverarbeitet.
Wirkung ätherisches Öl vom Muskatellersalbei
Das ätherische Öl des Muskatellersalbei ist bekannt für seine entspannende Wirkung. Im deutschsprachigen Raum gilt es als ein wertvoller Helfer in der Geburtshilfe. Michel erzählt uns, dass vor allem Menschen mit stressbedingten Erkrankungen sich Produkte mit Muskatellersalbei in den hiesigen Läden kaufen. Das gewonnene ätherische Öl vom Muskatellersalbei wird hier meist von den Bauern in den Kooperationen direkt vermarktet. Es wird jedoch auch in verschiedenen Naturkosmetikartikeln weiterverarbeitet und dann zum Verkauf angeboten. Dazu gibt es viele traditionelle Rezepte in Familien, die ihr Knowhow von Generation zu Generation weitergeben. Er erzählt von seiner Großmutter, die in der Vergangenheit Muskatellersalbeiblüten als Mazerat in Mandelöl angesetzt hat. Dieses wurde von Schwangeren für Bauch- und Dammmassagen eingesetzt, um das Bindegewebe geschmeidig zu machen.
Was schätzen die Franzosen am Muskatellersalbei der Provence?
Michel erzählt, dass der Muskatellersalbei hier aufgrund seiner Süße und des Duftes regional in der Aromaküche sehr begehrt ist. In etwa zehn Prozent seiner Ernte widmet seine Familie zur Produktion von Konfitüren und Gelees. Die Franzosen in dieser Region schätzen die schmackhaften Blüten auch in Cocktails und sommerlichen Eisteevariationen. Die dekorative Blüte des Lippenblütengewächses fasziniert auch manchen Gourmetkoch, weiß Michel. Er empfiehlt uns sein persönliches kulinarisches Highlight: Es sind regionale Mandelvariationen mit Muskatellersalbeigelee.
Michel zwickt sich eine Blüte vom Feld und bläst leicht hinein, um eventuelle Insekten aus dieser Blüte herauszulocken. Und schwupp ist sie weg. Verschwunden in seinem Mund.
Er meint, wir können es gerne probieren. Überraschend süß schmeckt diese Blüte mit einem Hauch zitroniger Note und auch etwas nussig. Michel erklärt, dass dieser besondere Geschmack früher hier auch in der Weinherstellung verwendet wurde. Heute seien es in dieser Region eher die Imker, welche diese Geschmacksrichtung weiterverfolgen.
Ein weiteres wunderschönes Muskatellerfeld entdecken wir neben der von Michel empfohlenen roten Boulangerie. Dieses Feld ist eine besondere Augenweide mit dem Dorf im Hintergrund. Der Duft der Muskatellersalbeiblüten ist durch die Sonneneinstrahlung intensiver geworden. Die Insekten liefern zudem ein akustisches Konzert in der Stille der Natur.
Wir genehmigen uns ein schmackhaftes Mandelgebäck mit Muskatellersalbeigelee in der von Michel empfohlenen Boulangerie mit einem feinen duftenden Kaffee bevor wir nach Forcalquier weiterfahren.
Université Européenne des Saveur et des Senteurs (UESS) in Forcalquier
Forcalquier ist ein wunderschönes kleines Städtchen mit einem der ersten Franziskanerkloster der Provence. Heute ist dieses der Öffentlichkeit zugängig und es befindet sich darin das interaktive Museum Artemisia mit einer Privatuniversität. Wir schlendern durch die Gärten des Klosters und gelangen über den Kreuzgang in einen wunderschönen alten Hörsaal. In der UESS dreht sich alles um aromatische und kosmetische Pflanzen.
Hattest du schon einmal den Wunsch an einem besonderen Duftworkshop teilzunehmen?
Hier ist genau der richtige Platz. Ich kenne die UESS bereits und erfreue mich über die Möglichkeit wieder an einem dieser Tische zu sitzen, um zu riechen… Ich bin neugierig welche Duftsubstanzen heute in der Box sein werden.
Über das Museum Artemisia ist es möglich einen kleinen Duftworkshop auch für Laien zu buchen.
Ein faszinierender alter Hörsaal erwartet uns. Wir nehmen an einem der Tische Platz und sehen uns um. Der Studienplatz ist alles da. Duftessenzen in der Box, Duftstreifen, Pipetten und alles, was gebraucht wird, um optimal riechen zu können. Ein kleiner, feiner Studienplatz.
Eine sehr witzige Parfümeurin hält den Duft-Workshop ab. Sie erzählt mit viel Freude über den Geruch und erklärt das olfaktorische System. Sie erwähnt die Geschichte des Parfums im Altertum wie auch in Frankreich. Sie widmet sich der rohen Pflanzenstoffe und der Entstehung des Duftes. Sie erklärt die Parfumpyramide und wir können parallel dazu bereits mit den Kopfnoten zu riechen beginnen, um diese für unsere Duftkreation auszuwählen. Herznote und Basisnote folgen.
Insgesamt ist es ein sehr kurzweiliger Workshop. Ich persönlich würde mehr Zeit benötigen, um meine persönliche Duftnote zu kreieren. Der Duft-Workshop gibt jedoch einen tollen Einblick und macht sicherlich Spaß für jegliche Altersgruppe.
Altstadt Forcalquier
Diesen großartigen Tag wollen wir in Forcalquier ausklingen lassen. Wir schlendern durch die Gassen und entdecken vor dem Rathaus ein wundervolles französisches Café unter schattenspenden Platanen. Mit dem Duft von Kaffee neutralisieren wir unsere Nase und genießen einen tollen Blick auf die Kathedrale von Forcalquier, Notre-Dame-du-Bourget. Der große Platz vor dem Rathaus und der Kathedrale ist trotz der Hitze sehr angenehm erträglich. Viele alte Bäume zieren den Platz und die breite weiterführende Straße. Unser Kopf ist wieder frei vom intensiven Dufterlebnis und wir spazieren durch die Gassen. Wir entdecken viele kleine Läden mit regionalen Produkten. In einem kleinen Lebensmittelgeschäft bemerke ich lokale Muskatellersalbeiprodukte. Am interessantesten scheint mir die Kombination von Feigensenf mit Muskatellerblüten. Die Verkäuferin bietet mir eine Kostprobe an und ich stelle fest: Das ist eine wahre Gaumenfreude.
Gerne möchte ich doch noch etwas Süßes und so stöbere ich weiter. Zu meiner Freude entdecke ich ein Zitronengelee mit Muskatellersalbei. Diese besondere Mischung entpuppt sich als eine wahre Geschmacksexplosion. Mein Einkaufskorb füllt sich immer mehr mit diesen einzigartigen Kompositionen.
Muskatellersalbei in der Küche ist für mich eine neue Erfahrung und ich freue mich schon auf den Tag, wo ich diese Gaumenfreuden auch zuhause genießen kann.
Zuvor geht die Duftreise jedoch noch in die Camargue.
Dufte Grüße Barbara